Ich vergehe vor Ungewissheit

Antine Karla Yzer

Kommunikationsdesign

Bachelorarbeit

Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit Ich vergehe vor Ungewissheit

Ich vergehe vor Ungewissheit

Antine Karla Yzer

sie/ihr

Ich kenn’ dich nicht und ich kenn’ dich. Papa und Jörg sprechen nicht viel von dir. Wenn sie von dir sprechen, klingen die Geschichten wie eine andere Familie. Die Familie vor unserer. Man merkt den beiden an, wie sehr sie unter dir gelitten haben. Aber wer warst du? Im Krieg, gefangen, vom Tod umgeben, auch Zuhause. Löwenbabies für die Kinder und vor dem schönen Auto stehen. Alle hatten Angst vor dir, in deinen letzten Jahren. Alkohol und Wut und deine Söhne? Einsam, ein wenig verloren und immer noch viel Arbeit mit dir, Opa Höxter. Mit dreißig merke ich, wie wenig ich weiß. Habe die Verbindung zwischen Geschichte und Geschichten übersehen und frage mich, was noch alles nicht gesehen wurde? Stoße auf Schweigen, Scham, Vergessen, auf Verdrängung und Konfrontation. ‹Ich vergehe vor Ungewissheit› untersucht die Vergangenheit der Familie von Antine Karla Yzer wahrend des Zweiten Weltkriegs. Welche Bedeutung hat das Familiengedächtnis für die Aufarbeitung der deutschen Kriegsvergangenheit, Ausübung und Erfahrung von Gewalt und den daraus entstehenden Bewältigungsmechanismen. Was sind die Grenzen und Möglichkeiten bei der Erinnerungsvermittlung innerhalb der Familie? In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des deutschen Regimes.

Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Ich bin Antine Karla Yzer, studiere Fotografie im ersten Mastersemester und habe im Sommer 2023 mit diesem Projekt meinen Bachelor an der HAW gemacht. Die Fotoserie ‹Ich vergehe vor Ungewissheit› untersucht die Vergangenheit meiner Familie während des Zweiten Weltkriegs. Es geht um die Bedeutung des Familiengedächtnis an die deutsche Kriegsvergangenheit und die Möglichkeiten und Grenzen der Erinnerungsvermittlung. Was hat dich inspiriert? Die vielen Erzählungen von meinem Vater über meinen Großvater und unser großes Archiv mit Familienfotos. Es gab wiederkehrende Probleme wie Suchtkrankheiten – ich hatte das Gefühl, ich habe viele lose Enden in der Hand und kann sie noch nicht richtig zusammenbringen. Ganz besonders angetrieben hat mich auch die Frage, wie ein Krieg die nachfolgenden Generationen beeinflusst. Vor welche Herausforderungen hat dich das Projekt gestellt? Am Anfang wollte ich eine Fotoserie über meinen Großvater machen und erforschen, wie sich seine Erlebnisse im Krieg in unserer Familie widerspiegeln. Ich bin dann auf die Frage gestoßen, was ich eigentlich glauben kann und auch weitergeben möchte. Wie gehe ich damit um, dass mein Großvater in der Wehrmacht gedient hat und zu den Tätern gehört? Ich hatte so viel Respekt vor dieser Aufgabe, dass ich mir nicht sicher war, ob ich daran weiterarbeiten konnte. Das Buch ‹Opa war kein Nazi› hat mir dabei geholfen die Strategien zu verstehen, mit denen innerhalb der Familie Erinnerungen zu diesem Thema weitergegeben werden. Die Geschichten der deutschen Familien über die Kriegsvergangenheit sind zumeist positiv und lassen die Täter*innen­schaft komplett aus. Das ist ein allgemeines Problem und steht im Kontrast zu dem Wunsch nach Aufarbeitung des Nationalsozialismus in öffentlichen Institutionen. Was fühlst du, wenn du an dein Projekt denkst? Ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben habe, als es schwierig wurde. Mit Hilfe von Theorie und einer neuen visuellen Herangehensweise habe ich einen Weg gefunden, dieses Thema erzählen zu können. Gleichzeitig habe ich viel gelernt, im privaten Sinne, aber auch im geschichtlichen Kontext. Hast du ein Lieblingsbild aus deiner Fotoserie? Ja, das habe ich. Manchmal ändert sich das liebste Bild auch, aber jetzt gerade ist es das Bild von meinem Vater, der hinter einem Tannenzweig steht. Sein Oberkörper ist nackt und man kann sein Gesicht nicht erkennen. Da kommt viel von dieser Arbeit zusammen: die Unwissenheit, versteckte Emotionen, Angst, Dunkelheit und die undurchsichtigen Banden innerhalb von Familien. Was ist dir besonders wichtig an dem Projekt? Dass es hilfreich sein kann, sich mit dem Thema Zweiter Weltkrieg geschichtlich und persönlich auseinanderzusetzen. Es ist ein strukturelles Problem, dass deutsche Familien eine eigene, positive Erzählstruktur etabliert haben, die nicht die der Allgemeinheit entspricht. Sich dieses Problem anzuschauen ist ein wichtiger Teil der Aufarbeitung der deutschen Kriegsvergangenheit. In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des deutschen Regimes.